Geschichte der evangelischen Schulgemeinde
Aus den Anfängen der evangelischen Volksschule
Über die Anfänge der Schule in Balgach gibt es wenige Quellen. Aus Berufsangaben in einem Bürgerverzeichnis weiss man, dass schon 1650 manche Bürger den Lehrerberuf inne hatten. 1698 berichtete Pfarrer Sulzberger in Bernang über die evangelischen Schulen des Rheintals: „Die Schüler werden an den meisten Orten das ganze Jahr hindurch gehalten, ohne dass die Kinder Schullohn geben müssen und von den Pfarrherrn fleissig besucht. …. Balgach hat in zwei Schulen 70 Schüler.“ Bald nach der Kantonsgründung regelte der Erziehungsrat das Schulwesen. Die gewählte Schulbehörde führte über die wichtigsten Entscheide Protokoll.
Auszüge davon finden sich in "Schulverhältnisse zur Zeit der Kantonsgründung".
1563; Schulstube im Pfarrhaus auf der Steig
1683 baute die evangelische Kirchhöry ein neues Pfarrhaus. Im untersten Stock wurde ein besonderes Zimmer als Schulstube eingerichtet, das Platz hatte für „die zahlreiche evangelische Dorfjugend“. Der damalige evangelische Landvogt unterstützte in Zürich ein Gesuch der Gemeinde. Der dortige Rat gab daher fl. 100 und empfahl dieses Werk auch Bern, Basel und Schaffhausen. Jetzt hatte Pfarrer Mössli die notwendige Räumlichkeit, um die 50 bis 60 Schüler gehörig zu unterrichten.
Quelle: Chronik von Pfarrer Sulzberger, Sevelen. Abschrift von Pfr. Paul Weidenmann.
1812; Das Schulhaus Steig
Die Zahl der Schulkinder scheint ziemlich gross gewesen zu sein, wenigstens seit sich der junge Kanton des Schulwesens angenommen hatte. Immer waren zwei Lehrer tätig. Im Jahre 1811 sah man sich genötigt, ein Schulzimmer in einem Privathaus zu mieten. Die Schulbehörde verlangte ein neues Schulhaus. Da erklärte die Verwaltungsbehörde, sie stelle das Pfarrhaus, das ja sowieso baufällig sei und in dem sich ja schon eine Schulstube befinde, zur Verfügung und in der bisherigen Pfarrwohnung werde sich ein ganz gutes Schulzimmer einrichten lassen. Die evang. Genossenversammlung aber wollte mit einer Stimme Mehrheit ein neues Schulhaus, kein neues Pfarrhaus. Sie wählte hiezu eine 13gliedrige Kommission, deren Tätigkeit allerdings so sehr zu wünschen übrig liess, dass schliesslich eine spätere Genossenversammlung doch den Bau eines neuen Pfarrhauses vorzog und die Schule in das (jetzt) alte Pfarrhaus verwies. Das neue Pfarrhaus wurde 1812 bezogen. Sofort wurde die obere Schulstube eingebaut.
1834 waren am Schulhaus Steig umfangreiche Umbau- und Reparaturarbeiten notwendig.
Quellen: Weidenmann, Paul: Einiges aus alten Balgacher Chroniken. Vortrag 1912
Protokolle im Archiv der evang. Kirchgemeinde
1854; Das evangelische Schulhaus "Wiesen"
Im Februar 1845 verlangte der Erziehungsrat, dass ein „besseres zweckdienlicheres Schulhaus“ gebaut werde. Die Schulbehörden verzögerten das Vorhaben mit den Begründungen: Die Steuerlasten drücken und das erst vor zehn Jahren renovierte Schulhaus genügt noch. Weil der Druck von oben grösser wurde, evaluierten sie einen Bauplatz und liessen Baupläne entwerfen. Mehrere Petitionen von Bürgergruppen und die nicht mehrheitsfähige Behörde veranlassten den Bezirksschulrat zur Mahnung, das Friedenshaus nicht zu einem Haderhaus zu machen.
Im Frühjahr 1853 war Baubeginn in der Wiesen, direkt an der Landstrasse. Das Raumangebot umfasste zwei Schulzimmer, ein Wartzimmer, ein Sitzungszimmer und zwei Wohnungen. Die Baukosten (ohne Boden) lagen bei 5400 Gulden (oder rund 11 500 Franken). Ende Oktober 1854 fand die Einweihung statt.
Im Erdgeschoss mietete die Gemeindeverwaltung vorerst einen Archivraum, und später richtete sie die Gemeinderatskanzlei ein. Nach dem Bezug eines eigenen Rathauses belegte die Spar- und Leihkasse die unteren Räume. Darum trägt das Gebäude den Beinamen „Die alte Sparkasse“.
Quelle: Protokoll des evangelischen Schulrate Balgach 1843 – 1859. Aus der deutschen Handschrift übertragen in Maschinenschrift durch Elisabeth Girardier, Herbst 1984.
1915; Das evangelische Schulhaus Breite
Um die Jahrhundertwende sahen sich die Schulgenossen von Evang. Balgach genötigt, an den Bau eines neuen Schulhauses zu denken. Das Schulhaus Wiesen war ziemlich baufällig geworden; dazu waren auch die Schülerzahlen gestiegen, sodass Platz- und Raummangel offensichtlich war. Beim Bau eines neuen Schulhauses wollte man auf zentrale Lage bedacht sein. Auch den Heerbruggern, die immer mehr Kinder in die Schule nach Balgach sandten, wollte man entgegenkommen. Darum wurde ein schöner Platz auf der Breite erworben, südöstlich des Messmer’schen Hauses, welches damals das einzige Gebäude auf der Breite war. Als dann der Schulrat anno 1904 den Bau eines neuen Schulhauses vorlegte, konnten sich die Schulgenossen damit nicht einverstanden erklären, weil der Baufond noch zu klein war und man grosse Steuern befürchtete. Sie verwarfen den Antrag des Schulrates mit wenigen Stimmen Mehrheit. Die Folge war, dass sich die Heerbrugger selbständig machten, eine eigene Schulgemeinde gründeten und schon 1906 ein eigenes neues und grosses Schulhaus erbauten. Fast sieben Jahre vergingen, bis sich die Schulgenossen von Balgach endlich zum Schulhausbau aufrafften. Weil sich die Kirchgemeinde für den Platz auf der Breite interessierte, trat die Schulbehörde auf den Vorschlag ein, mit Boden gegen den Bühl zu tauschen. Auf Grund des ausgehandelten Vertrages wurde dann das Schulhaus gebaut und anno 1915 eingeweiht.
Quelle: Weidenmann, Paul: Der Balgacher Kirchenbauplatz auf der Breite. 1957
1950; Das evangelische Abschlussklassenschulhaus Breite
Die Bemühungen um eine Reform des Abschlussklassen-Unterrichtes (7. und 8. Schuljahr der Schüler, die nicht in die Sekundarschule übertraten) führten zu den „ausgebauten Abschluss-Schulen“: selbständige Schulstufe mit höchstens 30 Schülern / Handarbeit für Knaben und Mädchen obligatorisch / Ausstattung mit vorgeschriebenem Anschauungs-Materialien / Lehrer mit Fähigkeitsausweis. Die Schulgemeinde von evang. Balgach entschloss sich, eine ausgebaute Abschluss-Schule und gleichzeitig die 4. Lehrstelle zu eröffnen (Zweijahresturnus). Die notwendigen neuen Räumlichkeiten wurden durch die Erstellung eines alleinstehenden Neubaus westlich des bestehenden Schulhauses geschaffen. Der erste Abschlussklassenlehrer, Andreas Zogg, schrieb zum 1950 eröffneten Gebäude: „Im Kellergeschoss befindet sich der Handfertigkeitsraum, im Erdgeschoss der Kindergarten mit separatem Eingang und eigenem, vollständig abgeschlossenem Spielplatz. An diesem Zimmer ist ein gedeckter Sitzplatz angebaut, damit im Sommer auch bei Regenwetter im Freien gespielt werden kann. Das neue Schulzimmer der Abschlussklasse ist im ersten Stock. Zu jedem Zimmer gehört ein besonderer Raum als Garderobe und ein weiterer für Material oder zur Vorbereitung.“ Heute trägt der Anbau den Namen „Pavillon“. Beide Zimmer dienen als Klassenzimmer.
Quellen: Stieger, Karl: Zur Reform unserer Primar-Oberstufe. In: Unser Rheintal 1951.
Zogg, Andreas: Schulhäuser erzählen. In: Unser Rheintal 1952.
1965; Der Kindergarten Eicholz
Anfangs der 60er Jahre steckte der Schulrat in einer Planungsphase mit vielen Variablen:
- In den Kindergärten schwankten die Bestände bis zu einem Maximum von 50. Ein zweiter, provisorischer Kindergarten war schon vorher im privaten Rebstock-Saal eingemietet worden.
- Die voraussehbaren Schülerzahlen verlangten in Zukunft nach mehr Klassenzimmern.
- Die Verschmelzung der beiden konfessionellen Schulgemeinden stand zur Diskussion.
An der Schulbürgerversammlung 1963 legte der Schulrat verschiedene Varianten zur Entscheidfindung vor. Der Vorschlag „Eichholz“ sah den Bau eines Kindergartens vor und beinhaltete eine Landreserve für ein Schulhaus.
Die Schulbürger beschlossen mehrheitlich, die mit einer Dezentralisation der Schulanlagen verbundene Variante „Eichholz“ auszuführen. Die Eröffnung erfolgte im Jahre 1965.
1973; Drei Klassenzimmer im Kirchgemeindehaus Breite
Die stark anwachsenden Klassenbestände zwangen den Schulrat im Jahre 1969, sich ernstlich mit einer Schulhauserweiterung zu befassen. In der Folge wurden verschiedene Expansionsmöglichkeiten mit den entsprechenden Kostenfolgen ausgearbeitet. Zur gleichen Zeit beschäftigte sich die evangelische Kirchenvorsteherschaft mit der Projektierung eines Kirchgemeindehauses. Der Standort dieses Kirchgemeindehauses war in direkter Nachbarschaft des Schulhauses Breite vorgesehen, so dass es nahe liegend war, auch eine Kombination dieser beiden Bauvorhaben zu studieren. Die Gegenüberstellung von drei Projektstudien ergab, dass die Variante Kirchgemeindehaus mit Schultrakt sowohl preislich wie funktionell die günstigste Lösung war. An der Schulbürgerversammlung im März 1971 fand das gemeinsame Bauvorhaben nach langer Diskussion eine zustimmende Mehrheit. U.a. wurde die Ansicht vertreten, es sei mit dem Bau noch zuzuwarten, bis die Resultate der Abstimmung über die Schulverschmelzung von Mitte Mai bekannt seien. Am 12. Januar 1973 war die offizielle Einweihung. Die drei neu geschaffenen Schulräume ermöglichten es nun, die „Schulfiliale“ im Rebstock nach 2 ½ Jahren aufzulösen.
Quellen: „St. Galler Tagblatt“ vom 23. März 1971.
„Der Rheintaler“ vom 11. Januar 1973.